Wie etwas richtig auszusprechen ist, wird nicht selten individuell entschieden. Warum sollte man sich an einer Aussprache orientieren, die dem eigenen Ohr gar nicht vertraut ist?! Gerade im süddeutschen Raum sind viele Menschen stolz auf ihre regionale Färbung und sehen sie als Zeichen ihrer Identität, die eine Verbundenheit untereinander und Abgrenzung zu anderen Regionen gewährt.
Trotzdem gibt es so etwas wie eine Standardlautung, das eigentliche Hochdeutsch. Entwickelt hat sich dies historisch. Im Mittelalter gab es fahrende Händler, die sich mit ihren Käufern verständigen mussten. Und solange Mitteilungen mündlich weitergetragen werden mussten, weil es weder Zeitungen noch ein Internet gab, war man darauf angewiesen, im deutschsprachigen Raum eine überall gleichermaßen verständliche Sprache zu benutzen. An die – auch erst allmählich festgelegte – Schriftsprache hat man weitgehend die mündliche angelehnt. So wie es im Laufe der Zeit Rechtschreibregeln gab, die nach wie vor zu Rate gezogen werden, wenn man korrekt schreiben will, so gibt es grundsätzlich auch Ausspracheregeln.
Wenn Sie selbstkritisch sind, haben Sie vielleicht schon einmal von sich behauptet, dass Sie Endungen verschlucken. Nur, welche sind das, und wo stecken diese?
Anfällig und nicht unproblematisch ist die Endung -en. In manchen Wörtern sollte sie sehr wohl zu hören sein, wohingegen sie in anderen tatsächlich „verschwindet“, weil assimiliert wird. In Wörtern wie leben, bitten, Regen, lesen, hoffen, Taschen, Flächen, machen ist das -e- in der Endsilbe nicht hörbar; das -n folgt unmittelbar auf den Konsonanten davor. -en wird gesprochen: in Wörtern, in denen ein Vokal steht: freuen, tauen, in Wörtern mit einem Nasallaut: kennen, Tannen, singen, sowie in Wörtern, in denen ein -l- oder -r- steht: wollen, klirren.
H im Wort wird zwischen Vokalen nicht gesprochen und hört sich an wie -j-, gehen, stehen.
Die Wortendung -ig sorgt häufig für Verwirrung. Endet ein Wort auf -ig, spricht man -ich – König, fertig, richtig. Nicht so in Kombination: königlich, ewiglich, Königreich. Wird das Grundwort erweitert, also dekliniert, ist ebenfalls das -g- hörbar: Königin, fertige, richtige. Nicht aber, wenn nur ein -t angehängt wird: vereinigt, berechtigt. Das -t zeigt nur die grammatische Endung und beeinflusst -ig nicht. Ein Wort wie Teig bleibt natürlich -ig (sonst würde es ja zum Teich).
Irrtümlicherweise sprechen viele umso überzeugter -ig als -g-Endung, weil sie nach der Schrift sprechen wollen. Besonders, wenn in der Umgangssprache -ich gesprochen wird, so dass man es dann erst recht richtig machen will. Es entsteht dann eine sogenannte Hyperkorrektur.
Andere -g-Endungen sind davon nicht betroffen. Wörter wie Weg, Zug, Tag spricht man mit -g am Ende. Ein solcher Konsonant wird automatisch hart (stimmlos) gesprochen, also wird -k hörbar. Dies ist im Deutschen bei allen weichen (stimmhaften) Konsonanten am Wortende der Fall, also auch bei -b, das zu -p wird – Lob, Sieb, Hub – und bei -d – Mond, Mund, bald.
Sogenannte harte und weiche Konsonanten sind im Süddeutschen eine große Herausforderung, weil sie je nach ihrer Position im Wort manchmal überhaupt nicht unterschieden werden. Ein „harter“ Konsonant ist stimmlos – p, t, k – ein „weicher“ stimmhaft – b, d, g. Jeder, der einen Tisch als Disch spricht, kennt die Schwierigkeit, es anders zu artikulieren. Ein Wort wie Kraft ist mancherorts als Graft hörbar. Typisch für die deutsche Hochlautung ist die Aspiration, die Behauchung stimmloser Konsonanten.
R ist ein Laut im Deutschen, bei dem verschiedene Varianten gleichermaßen akzeptiert werden. Verbreitet ist die Aussprache als Reibegeräusch im Rachen, häufig auch die Variante, bei der -r- an der Zungenspitze gerollt gesprochen wird. Manchmal wird -r- am hinteren Gaumen gesprochen, indem das Zäpfchen gerollt wird.
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